Sprache – Kultur – Kompetenz Martina Ducqué

Erzähle mir und ich vergesse, zeige mir und ich erinnere mich, lass mich tun und ich verstehe. (Konfuzius)

Liebe Kollegen des Arbeitskreises Stadtteilfest,

 

in der FN wurde eure Arbeit beim Stadtteilfest gewürdigt. Wie beim letzten AK abgesprochen haben wir die Urkunde stellvertretend für alle in Empfang genommen.

 

Der Stadtrat hat für eure Arbeit, die nochmal extra betont wurde, applaudiert.

 

Keine Kommentare

„Das Verständlichste an der Sprache ist nicht das Wort selbst,

sondern Ton, Stärke, Modulation, Tempo,

mit denen eine Reihe von Wörtern gesprochen wird,

kurz,

die Musik hinter den Worten,

die Leidenschaft hinter der Musik, die Person hinter dieser Leidenschaft:

Alles das also, was nicht geschrieben werden kann.“

Friedrich Nietzsche

Kafaso Ulm

https://www.wertheim.de/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Komm in Aktion“ Sprachförderprojekt der Stadt Wertheim

 

 

Ein Projekt zur Lese-, Sprach- und Schreibförderung für 5- bis 7-jährige Kinder in Dresden

 

Der Wasserträger (Pressemitteilung zur Premiere) eine szenische Lesung in 6 Sprachen von Kindern aus Berlin, Hamburg und München und wird bei verschiedensten Veranstaltungen vorgetragen.

 

 

 

 

 

 

  • Wetzlarer Bibliothekstag, Thema: „In vielen Sprachen zu Hause“
    Vortrag und Workshop

 

https://www.sprache-kultur-kompetenz.de/blog/2010/04/02/6-wetzlarer-bibliothekstag-in-vielen-sprachen-zu-hause-31-mai-2010/

Stadtteilfest Reinhardshof 2010https://www.sprache-kultur-kompetenz.de/blog/2010/07/20/mehr-wert-wertheim



www.schauhoer-verlag.de

Mitgliedschaften:

Seit 2010 bin ich Mitglied

Gründungsmitglied


Elmar Kellner schrieb für die Fränkischen Nachrichten

Wartberg: Gremiumsvorsitzende Renate Gassert informierte über lange Verhandlungen

„Stadtteilbeauftragter“ kommt

Wartberg

Wie die Stelle bezeichnet werden wird, das weiß noch niemand so ganz genau. Letztlich ist dies aber auch ohne Bedeutung. Dass sie kommt, das ist wichtig. Und das scheint sicher. Im Herbst wird auf dem Wartberg ein Stadtteilbeauftragter, so der „Arbeitstitel“, seine Tätigkeit aufnehmen. Mit ihm oder ihr verbinden sich viele Hoffnungen, dass die Integration noch besser gelingen wird.

Stadtteilbeiratsvorsitzende Renate Gassert informierte in der Sitzung des Gremiums am Montagabend im Kirchenzentrum die Öffentlichkeit darüber, was in monatelangen Besprechungen und Verhandlungen zuvor gelungen ist. Seit mehr als eineinhalb Jahren, so Gassert, beschäftige man sich mit der Thematik, auf die man über die Diskussion um ein Wegeleitsystem für den Wartberg gekommen sei (wir berichteten). Die Initialzündung sei ein Besuch im Würzburger Stadtteil „Heuchelhof“ gewesen, der zwar größer sei als der Wartberg, aber letzlich die gleichen Probleme habe. Letztlich habe man auch die Stadt davon überzeugen können, „dass wir diese ehrenamtlich nicht lösen können“.

Schwierig, so die Stadtteilbeiratsvorsitzende, habe sich die Suche nach der Finanzierung gestaltet. Die Stadt Wertheim könne sie nicht schultern, und es gebe zwar auf den verschiedensten Ebenen die unterschiedlichsten Sozialfonds, „in die wir aber angeblich überall nicht hineingepasst haben“.

Die „Rettung“ kam schließlich über Kontakte zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Ein entsprechender Antrag sei im Juni genehmigt worden, berichtete die Rednerin. Nun werde eine 50-Prozent-Stelle ausgeschrieben und, nach Auswahl eines geeigneten Bewerbers beziehungsweise einer Bewerberin hoffe man, dass dieser Mensch im Oktober, spätestens im November seine Arbeit aufnehmen könne.

Vom Bundesamt beaufsichtigt

Das Projekt, erklärte die Stadtteilbeiratsvorsitzende weiter, sei zunächst auf drei Jahre befristet und werde vom Bundesamt beaufsichtigt. Das Domizil des oder der künftigen Stadtteilbeauftragten solle ein ehemaliger Friseursalon mitten im Wartberg sein, den kürzlich die Stadtentwicklungsgesellschaft übernommen habe.

„Es war ein ganz langer, harter Weg“, bilanzierte Renate Gassert. „Aber wir haben etwas Großes geschafft.“ Sie würdigte alle Beteiligten und insbesondere die jüngst verstorbene Kreisgeschäftsführerin des Roten Kreuzes, Renate Streng, die sich große Verdienste um den erfolgreichen Abschluss der Bemühungen erworben habe. Gassert bat auch um Verständnis, dass das Projekt sich, zunächst einmal, auf den Wartberg beschränke, der in seiner Bevölkerung zwei Drittel Menschen mit Migrationshintergrund aufweise. Überlegungen, ob und wieweit eine Ausdehnung auf den Reinhardshof möglich sei, müssten später angestellt werden. „Die jungen Leute“, merkte die Vorsitzende weiter an, „machen jedenfalls keinen Unterschied zwischen beiden Stadtteilen“.

Auf Nachfrage von Robert Spettel erklärte Gassert, der Stadtteilbeirat werde bei der Auswahl der geeigneten Bewerber beteiligt. Klaus von Lindern bedauerte, dass es nicht machbar gewesen sei, den Wartberg in das Programm „Soziale Stadt“ aufzunehmen.

Der Stadtteilbeirat beschäftigte sich auch noch einmal mit dem Videoprojekt „Gibt es eine Zukunft für Jugendliche auf dem Wartberg“. Der Film hatte kürzlich im Kirchenzentrum Premiere und wurde auch beim Stadtteilfest auf dem Reinhardshof gezeigt (wir berichteten).

Er hätte noch mehr Aufführungsmöglichkeiten verdient, war nicht nur die Meinung von Klaus von Lindern. Der Vorsitzende des Stadtteilbeirates Reinhardshof, Walter Ploch, meinte auf entsprechende Überlegungen zu weiterführenden Aktionen, es habe sich eigentlich, nach seiner Kenntnis, um ein abgeschlossenes Projekt gehandelt. Nach den positiven Reaktionen auf den Film scheine sich diese Haltung aber gerade zu ändern. Martina Ducque hatte festgestellt, viele Jugendliche seien recht erstaunt gewesen, dass andere junge Leute in dem Film „offen und ruhig ihre Meinung gesagt“ hätten und dies offensichtlich Widerhall finde.

Am 17 und 18 Juli 2010 fand das Stadtteilfest Reinhardshof statt.

Interkulturelles Miteinander ist das Ziel.

Vereine und Organisationen aber auch Privatpersonen unterstützen tatkräftig dieses Fest, welches sich als eine Annäherung der unterschiedliche Kulturen die hier auf unserem „Hügel“ leben angesiedelt hat. Gemeinsam für eine Idee, das dieses Erleben keine Bedrohung sondern eine Bereicherung darstellt, das gemeinsames Feiern  und sich Einbringen etwas Positives darstellt und Veränderungen mit sich bringt,

Gemeinsames Tanzen - ein schöner verbindender Moment

wurde auch in diesem Jahr eindrucksvoll allen Besuchern des Festes erlebbar gemacht.

Ein Riesenfest der Kulturen

Reinhardshof: Deutsche aus Franken und Russland feiern gemeinsam mit ihren türkischen Nachbarn

Wertheim-Reinhardshof »Das ist der Hammer, unglaublich, sensationell, so toll war es noch nie.« Stadtteilbeiratsvorsitzender Walter Ploch ist nicht um laute Worte verlegen, wenn es darum geht, das jüngste Reinhardshoffest in seiner Bedeutung für den Stadtteil einzuordnen.
Kinder des Kinderhauses, dem der Erlös des Festes zugute kommt, tanzten für die Gäste

Dieses Mal war alles anders, und die Euphorie, die Walter Ploch ergriffen hatte, war auch bei den anderen Trägern der Veranstaltung unverkennbar, so bei Eva-Maria Klemm, die in Vertretung des Initiators und Koordinators, Jochen Kulzcynski, die Fahne des Roten Kreuzes hochhielt.
Im Zentrum des Festes stand das Außengelände des Kinderhauses, welches Eltern und Erzieher derzeit in Eigenregie auf Vordermann bringen, dort wo die Stadt wegen der angespannten Haushaltslage nicht weiterhelfen kann. »Wir sind dringend auf Geld angewiesen«, sagte Martina Ducqué vom Kinderhaus, dem der Festerlös zugedacht ist.
Finanziell richtig »gerissen« hat es am Ende die Idee von einer »etwas anderen Auktion«. Birgit Abel vom Unternehmen für Bildung Inab hatte künstlerische Arbeiten aus der Ausbildungswerkstatt für die Tombola zur Verfügung stellen wollen. »Nicht schlecht, aber da lässt sich doch noch mehr herausholen«, hatte Martina Ducqué sich gedacht und zusammen mit Dirk Jüttner die anderorts schon bewährte Idee der »Ein-Euro-Auktion« aufgegriffen. Jeder Interessent bot und gab einen verlorenen Euro, der letzte Bieter bekam den Zuschlag auf das Objekt. Ein Reisenvergnügen für das Publikum, die Resonanz war gewaltig, nicht zuletzt weil jeder Euro die Chance auf den Zuschlag bot.
Auch Walter Ploch fand diese Idee von Anfang an gut: »Jeder Bieter kann für ein paar Sekunden Besitzer eines Kunstwerkes sein«, es bleibe zu hoffen, dass »der ein oder andere Euro locker gemacht wird« – und so kam es auch.
»Zum ersten, zweiten und zum …« Weiter kam Auktionator Jüttner selten, kurz vor dem Zuschlag folgte stets ein weiteres »Ein-Euro-Gebot«, von dem das Kinderhaus profitierte. Die Veranstalter erwarten, ob der hervorragenden Akzeptanz am Ende bis zu 1500 Euro mit der Auktion erwirtschaftet zu haben: »Und der Stadteilbeirat wird die Summe am Ende noch einmal verdoppeln«, versprach Walter Ploch.
Internationales Speisenangebot
Für den guten Zweck wurde aber auch anderweitig Geld verdient. So verkaufte der Elternbeirat Anstecknadeln und Kochbücher mit internationalen Rezepten, beigetragen von allen Beteiligten. Und es wurde viel und international und gut gegessen – alles zum Wohle des Kinderhauses und alles bei reichlichem Rahmenprogramm.
Eine interreligiöse Eröffnung zum Thema »Werte« und ein ökumenischer Gottesdienst gehörten dazu, Chöre (Believe, GHS Reinhardshof, Otfried-Preußler-Schule, Kinderhaus) und Jazzmusik (Eduard Prost) sowie Live-Bands aus dem Umfeld des Soundcafés und des Jugendtreffs 114 traten auf: Die Knirpse der »sensationalsoundcafeband« ließen es richtig krachen, dazu Nasty Prank und die Rapper von »Wartime«, »Fatizzle&G-TAKA«, die gleich einen riesigen Fan-Pulk mitgebracht hatten.
Heimatlieder, Volkstanz, Schminken, Basteln gehörten ebenso dazu wie die Fahrzeugshow von Polizei, Feuerwehr, THW und DRK.

Michael Geringhoff schrieb für die Wertheimer Zeitung am 21.o7.2010

Sprache ist verbales Kraulen

Vortrag von Fredrik Vahle beim sechsten Wetzlarer Bibliothekstag

Wetzlar (bon). Zum sechsten Mal haben am Montag die Stadtbibliothek und die Phantastische Bibliothek Wetzlar sowie die mit ihnen zusammenarbeitenden Organisationen zum „Wetzlarer Bibliothekstag“ eingeladen. Unter dem Motto „In vielen Sprachen zu Hause“ boten die Veranstalter vor allem Vertretern kleinerer Bibliotheken und pädagogischen Fachkräften aus Kindertagesstätten, Tagespflege und Schulen Spannendes rund um Zwei- und Mehrsprachigkeit.

Das Bild trügt: Alles andere als einschläfernd war der Workshop mit Fredrik Vahle (Mitte), in dem (von links) Nina Rußmann, Manuela Hammer und Katja Gaul-Schmidt Fingerspiele und musikalische Bewegung ausprobierten.(Foto: Bonacker)zoomDas Bild trügt: Alles andere als einschläfernd war… | mittelhessen.de
Von den Chancen der Mehrsprachigkeit sprach Oberbürgermeister Wolfram Dette (FDP) in seinem Grußwort, verlor aber auch die Risiken nicht aus den Augen, die das Aufwachsen mit vielen Sprachen möglicherweise bergen kann. Mehrsprachigkeit werde dann zum Problem, so Dette, wenn Kinder zu sehr zwischen den Sprachen lebten, keine Sprache mehr wirklich beherrschten. So gelte es in Deutschland schon in den Kindergärten, spätestens aber in den Schulen zu gewährleisten, dass wenigstens die deutsche Sprache richtig gelernt würde, um den Grundstein für Chancengleichheit im Beruf zu legen.

Karin Bahlo griff diesen Ansatz in ihrem anschließenden Beitrag auf, plädierte aber dafür, durchaus auch den (für deutsche Vermittler vielleicht mühsamen) Umweg über die Muttersprache der Kinder zu gehen. Wichtig für mehrsprachig aufwachsende Kinder sei, ein gutes Gefühl für Sprache zu entwickeln. Mache man den Kindern bewusst, wie Sprache funktioniert, wo Parallelen und wo Unterschiede bestünden, helfe man ihnen in besonderem Maße zu eigenständigem Denken. Von großem Wert sei hier die interkulturelle Kompetenz: Sprache bilde Kultur ab und spiegele somit auch das Denken der Menschen.

Ein Ausspruch des Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889-1951) prägte die Vorträge und Kurse der Veranstaltung: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Begegne man den fremdsprachigen Kindern mit der Einstellung „Lern du erstmal deutsch!“ hieße dies, seine Grenzen sehr eng zu setzen.

Wie richtig mit fremdsprachigen Kindern ins Gespräch kommen?

Es gelte, so Patricia Hahne-Wolter vom SchauHör-Verlag Köln, nach Alternativen zu suchen, wie man mit fremdsprachigen Kindern ins Gespräch kommen könne. Damit bestätigte sie, was auch Bettina Twrsnick von der Phantastischen Bibliothek und Karin Bahlo schon geäußert hatten: Dass die oftmals gemachte Beobachtung, ein Kind ,spreche nicht, weniger mit dem Kind zu tun habe als vielmehr mit dem Gesprächspartner, der nicht in der Lage sei, im richtigen Maße auf das Kind einzugehen. Von ihren Erfahrungen in diesem Zusammenhang berichtete die Erzieherin und Fachfrau für frühkindliche Sprachförderung und interkulturelle Kompetenz, Martina Ducqué.

Dass Sprache eine Weiterentwicklung des gegenseitigen Lausens bei Primaten sei, verriet Soziolinguist und Liedermacher Fredrik Vahle: „Sprache ist verbales Kraulen“, sagte er in seinem Vortrag, in dem er sich nicht nur auf eine humorvoll-philosophische Suche nach dem „Ich“ machte, sondern vor allem auf die Zusammenhänge zwischen Musik und Sprache einging.

Die Leichtigkeit, mit der er dabei ganz nebenbei die 80 Teilnehmer unvorbereitet zum Singen brachte, sprach für die positive Stimmung auf der Veranstaltung, auf der jeder in ganz unterschiedlicher Weise Anregungen und Ideen für die alltägliche Arbeit mitnahm.

Zwei- und Mehrsprachigkeit ist auch das Jahresmotto des Wetzlarer Zentrums für Literatur. In Kursen und einer Ringvorlesungsreihe können Interessierte sich weiter über dieses Thema informieren. Mehr dazu gibt es im Zentrum für Literatur. Turmstraße 20, 35578 Wetzlar, (06441) 400140, E-Mail: zfl@phantastik.eu

 

 

 

 

Weitere Informationen:

Flyer https://www.wetzlar.de/media/custom/370_10188_1.PDF

Bibliothekstag Wetzlar: Chancen und Probleme von Mehrsprachigkeit erörtert

Wetzlar (mab). Die Chancen und Probleme mehrsprachig aufwachsender Kinder standen kürzlich im Mittelpunkt der sechsten Auflage des Wetzlarer Bibliothekentages. Unter dem Motto »In vielen Sprachen zu Hause« hatten Stadtbibliothek und Phantastische Bibliothek zu einer interdisziplinären Tagung eingeladen.

Ihre Zielgruppe: Vertreter kleinerer Büchereien sowie pädagogische Fachkräfte.

»Lern Du erstmal Deutsch!« – oft sind fremdsprachige Kinder mit diesem Satz konfrontiert. Doch wer in seiner Anderssprachigkeit nicht angenommen wird, sondern Geringschätzung oder gar Ablehnung erfährt, wird schon in frühester Kindheit in der Entwicklung entscheidend gebremst. Schlimmstenfalls führt es dazu, dass die Kleinen zwischen zwei Sprachen geraten: Die eigene erleben sie als minderwertig und erlernen sie deshalb nicht voll, die deutsche beherrschen sie aber auch nicht fehlerfrei. Auf solche Risiken machte Oberbürgermeister Wolfram Dette (FDP) in seinem Grußwort aufmerksam und plädierte dafür, dass Kindertagesstätten und Schulen sich in hohem Maße um die Vermittlung der deutschen Sprache bemühen. Ziel müsse es sein, die Chancen der Mehrsprachigkeit zu nutzen und die Risiken zu vermindern. Für ein Begreifen der sprachlichen Diversität als Normalität sprachen sich Bettina Twrsnick von der Phantastischen Bibliothek und Karin Bahlo aus, die die Modulgruppe »Sprache und Literacy« für den hessischen Bildungsplan repräsentierten. Sprache bilde letztlich Kultur ab, spiegele also das Denken wider. Somit seien Menschen mit Migrationserfahrung gegenüber einsprachig aufwachsenden eigentlich klar im Vorteil. Trotzdem komme es immer wieder zu Situationen, in denen Erzieher oder Lehrer hilflos vor einem Kind stünden, das »nicht spricht«. »Wenn ein Kind sein Potential nicht wirklich ausschöpft, ist es nicht sein Fehler. Es ist an seinem Gegenüber, es dort abzuholen, wo es steht«, so Karin Bahlo. Doch das sei nicht einfach, schließlich würden Pädagogen im beruflichen Alltag heute mit einer Vielzahl an Sprachen konfrontiert. Patricia Hahne-Wolter vom SchauHör-Verlag in Köln stellte mehrsprachige Bilderbücher vor, die auf die Problematik eingehen. Erzieherin Martina Ducqué, die in frühkindlicher Sprachförderung und interkultureller Kompetenz ausgebildet ist, berichtete von Projekten und Erfahrungen. Begeisterung löste Soziolinguist und Liedermacher Fredrik Vahle aus, der den rund 80 Teilnehmern mit »Paule Puhmanns Paddelboot« praktische Lieder und Sprachspiele an die Hand gab und sie spontan zum Mitsingen animierte. Workshops rund um das Thema Mehrsprachigkeit halfen, die verschiedenen Ansätze zu vertiefen.

(Quelle:

https://www.alsfelder-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Hessen/Artikel,-Bibliothekstag-Wetzlar-Chancen-und-Probleme-von-Mehrsprachigkeit-eroertert-_arid,185776_regid,2_puid,1_pageid,11.html

 

Ziele frühen Fremdsprachenunterrichts

1. Der frühe Fremdsprachenunterricht soll dem Kind Anfangsgründe einer Fremdsprache und ihres kommunikativen Gebrauchs vermitteln.

2. Der frühe Fremdsprachenunterricht soll dem Kind eine zusätzliche Chance bieten, andere Sichtweisen von Welt kennen zu lernen, sich für fremde Kulturen zu öffnen und sich in der Welt zu orientieren.

3. Im frühen Fremdsprachenunterricht soll das Kind eine andere Kultur und die damit verbundenen Sozialisationsfaktoren erfahren. Dadurch kann dem Kind auch seine eigene Sozialisation bewusst gemacht werden. Der Fremdsprachenunterricht gewinnt durch den Blick auf das Eigene und das Fremde eine interkulturelle Dimension.

4. Der frühe Fremdsprachenunterricht soll einen wichtigen Beitrag zur Gesamtentwicklung des Kindes leisten und dadurch seine emotionalen, kreativen, sozialen, kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten gleichermaßen fördern.

5. Der frühe Fremdsprachenunterricht soll Interesse an Sprachen wecken und Freude an ihrem Lernen entwickeln.

6. Im frühen Fremdsprachenuntericht soll das Kind Sprache als Kommunikationsmittel erleben und verwenden. Kommunikation vollzieht sich im Rahmen bestimmter Konventionen. Das Kind soll entsprechend diesen Konventionen handeln können, so dass eine Verständigung gelingt. Damit sie gelingt, ist ein Mindestmaß an Korrektheit notwendig.

7. Der frühe Fremdsprachenunterricht soll das Kind motivieren, sich auch in einer anderen als der eigenen Sprache zu verständigen. Durch die Begegnung mit einer fremden Sprache kann dem Kind auch seine Muttersprache bewusster gemacht werden.

8. Durch den frühen Fremdsprachenunterricht soll das Kind Lerntechniken erfahren, die ihm helfen, auch zunehmend selbstständig zu arbeiten.

Inhalte frühen Fremdsprachenlernens

Die Inhalte sollen den Interessen des Kindes entsprechen und sie erweitern, seine Gefühle ansprechen, sein Engagement, seine Fantasie und Kreativität fördern und ihm Spaß machen.

1. Durch den Fremdsprachenunterricht wird das in der Muttersprache aufgebaute Weltbild des Kindes erweitert, es wird differenziert und problematisiert. Damit folgt der frühe Fremdsprachenunterricht vornehmlich einer semantischen und pragmatischen Progression; die morpho-syntaktische tritt in den Hintergrund.

2. Die Inhalte für frühen Fremdsprachenunterricht kommen aus der Kinderkultur, der Sachkunde und der Landeskunde; sie sind abhängig von den Interessensbereichen des Kindes.

Der Vorrang von Sachen gegenüber der Sprache wird durch fächerübergreifenden Unterricht verstärkt.

3. In sach- und partnerbezogener Kommunikation soll das Kind Sprache erleben, verstehen und gebrauchen. Hören und Sprechen sind vorrangig, Lesen und Schreiben haben dabei unterstützende Funktion, aber auch ihren Eigenwert.

4. Bei der Sprachverwendung haben paraverbale Kommunikationsmittel wie Aussprache, Sprachrhythmus und Intonation und nonverbale wie die der Körpersprache einen festen Platz.

5. Der Umgang mit Sprache hilft dem Kind implizit, die Gesetzmäßigkeit der Sprache zu erfahren. Damit wird ein Fundament für zukünftige Sprachreflexion gelegt.

6. Der Umgang mit Sprache im Unterricht dient auch dazu, neue Lerntechniken zu erwerben, sie und bereits bekannte zu erproben und weiterzuentwickeln.

Methoden frühen Fremdsprachenunterrichts

Bei der Auswahl der Methoden sind die folgenden Kriterien zu berücksichtigen:

1. Methoden sollen eine Atmosphäre schaffen, in der Kinder sich wohl fühlen. Sie sollen Kinder herausfordern, Lernlust fördern und damit Lernzuwachs ermöglichen.

2. Methoden sollen das Kind in seiner Ganzheit ansprechen. Sie sollen dazu verhelfen, dass das Kind mit allen Sinnen lernt.

3. Bei der Auswahl der Methoden sollen die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt werden. Methodenvielfalt und häufiger Methodenwechsel sollen daher den Unterricht kennzeichnen.

4. Methoden sollen Kinder zum Handeln bringen. Das Spiel bietet dazu die besten Möglichkeiten.

5. Auch Narration macht Kinder zu handelnden Personen. Sie erfahren dabei zugleich, dass das Lernen einer fremden Sprache mehr mit der eigenen Person und ihrer Biographie zu tun hat und weniger mit dem von einer Sprachdidaktik vorgegebenen Weg.

6. Methoden sollen zunehmend dazu führen, Lehrerzentriertheit abzubauen und die Kinder zur Mitgestaltung des Unterrichts und zur Kommunikation untereinander zu motivieren. Dadurch wird es möglich, dass Lehrerinnen und Lehrer mehr zu Beobachtern, Beratern und Mitspielern werden.

7. Methoden sollen zunehmend zu selbstständigem Lernen führen und Binnendifferenzierung ermöglichen.

8. Methoden sollen schließlich alle möglichen Arbeitsformen, wie Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit berücksichtigen.

Die Transparenz des Unterrichts und eine angstfreie Atmosphäre sollen dem Bedürfnis des Kindes nach Information über den eigenen Lernfortschritt entgegenkommen.

Evaluation im frühen Fremdsprachenunterricht

Im frühen Fremdsprachenunterricht soll der Lernfortschritt des Kindes eher festgestellt als bewertet werden. Grundsätzlich gilt, dass Verfahren zur Feststellung der Lernfortschritte den vorangegangenen Lernschritten entsprechen müssen. Evaluationsverfahren im frühen Fremdsprachenunterricht beziehen sich aber nicht nur auf die Lernfortschritte des Kindes, sondern auch auf den Unterricht selbst.

1. Die Verfahren zur Feststellung der Lernfortschritte im frühen Fremdsprachenunterricht sollen die ganzheitliche Entwicklung des Kindes berücksichtigen, also sein Ausdrucksvermögen, seine Kreativität, sein soziales und sprachliches Handeln. Formale sprachliche Aspekte stehen dabei nicht im Vordergrund. Die Fortschritte in der Leistung sollen für alle Beteiligten erkennbar sein:

Die Lehrerin, der Lehrer

  • beobachten die Entwicklung der emotionalen, kreativen, sozialen, kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten des Kindes,
  • reflektieren ihre eigene Arbeit,
  • können dadurch Lernziele differenzierter formulieren,
  • können ihr weiteres Vorgehen entsprechend planen, den Unterricht binnendifferenzierend gestalten und auf diese Weise das Kind individuell fördern.

Das Kind

  • lernt seine Entwicklung kennen und daraus neue Motivation schöpfen,
  • lernt seine eigene und die Leistung der anderen einschätzen,
  • lernt seine eigene Leistung als Hilfe für andere einsetzen.

Die Eltern sollen regelmäßig die Möglichkeit erhalten,

  • sich über die Entwicklung ihres Kindes zu informieren,
  • aktiv am Schulleben teilzunehmen.

2. Es ist angeraten, mit Noten zurückhaltend umzugehen und, wenn möglich, in den ersten Lernjahren auf eine Leistungsbewertung zu verzichten.

Eine Bewertung, die sich ausschließlich auf messbare Leistung ausrichtet, ist nicht wünschenswert, da sie nicht dem pädagogischen Auftrag der Primarstufe entspricht. Demgegenüber ist eine verbale Beurteilung vorzuziehen, die die individuelle Entwicklung des Kindes berücksichtigt: Fehler gelten nicht als defizitäre Leistungen, sondern als notwendige Schritte des Lernprozesses.

3. Lehrerinnen und Lehrer können ihren Fremdsprachenunterricht auch als Forschungsfeld verstehen. Ergebnisse daraus können einen Beitrag zur Revision des Curriculums leisten.

Kompetenzen

Im Achteck der curricularen Wechselbeziehungen spielen die Lehrerin, der Lehrer eine entscheidende Rolle.

Obwohl die organisatorischen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen im frühen Fremdsprachenunterricht außerordentlich verschieden sind, ergibt sich die Notwendigkeit folgender Kompetenzen für eine Fremdsprachenlehrerin, einen Fremdsprachenlehrer, unabhängig vom Einsatz als Klassenlehrerin oder Fachlehrerin oder -lehrer.

1. Die Fremdsprachenlehrerin, der Fremdsprachenlehrer sollen praktisch wie theoretisch mit der Fremdsprache umgehen können. Sie sollen in der Fremdsprache so gut handeln können, dass der gesamte Unterricht fremdsprachlich gestaltet werden kann.

Ihr sprachliches Ausdrucksvermögen soll phonetisch, sprachrhythmisch und intonatorisch vorbildlich sein.

Sie sollen über ein Repertoire von Unterrichtssprache verfügen, die Ausdruck partnerschaftlichen Lernens ist und zu interkulturellem, spielerischem und narrativem Lernen ermuntert (vgl. A,4). Das Repertoire umfasst auch außer- und parasprachliche Elemente wie Gestik und Mimik, Musizieren und Tanzen sowie spielerische und schauspielerische Fähigkeiten.

2. Die Fremdsprachenlehrerin, der Fremdsprachenlehrer sollen Erkenntnisse der Linguistik und Kulturwissenschaften mit Blick auf die Unterrichtspraxis reflektieren können.

3. Die Fremdsprachenlehrerin, der Fremdsprachenlehrer sollen Erkenntnisse der allgemeinen Fremdsprachendidaktik, der Primarschulpädagogik und anderer Referenzwissenschaften mit Blick auf die Bedingungen des frühen Fremdsprachenunterrichts anwenden können.

4. Die Fremdsprachenlehrerin, der Fremdsprachenlehrer sollen Lehr- und Lernmaterial bis hin zu Computerprogrammen auf ihre unterrichtliche Brauchbarkeit analysieren können.

5. Die Fremdsprachenlehrerin, der Fremdsprachenlehrer sollen landeskundliche Texte und Materialien sowie die der zielsprachigen Kinderkultur, recherchieren, analysieren und für die Vermittlung im Fremdsprachenunterricht didaktisieren können.

6. Die Ausbildung von Fremdsprachenlehrerinnen und Fremdsprachenlehrern für die Primarschule muss im engen Wechselspiel mit der Praxis geschehen.

Die Studierenden sollen durch Unterrichtsbeobachtung und eigenen Unterricht früh schon Theorie und Praxis miteinander verbinden können.

Die Studieninhalte sollen nicht nur in traditionellen Veranstaltungen, wie Vorlesungen und Seminaren, gelehrt und theoretisch präsentiert, sie sollen auch im Studium praktisch erfahren und erlebt werden.

7. Nicht nur der unterschiedliche Ausbildungsstand von Fremdsprachenlehrerinnen und Fremdsprachenlehrern in der Primarstufe der einzelnen Länder, das Defizit an spezifischen Studiengängen und Mängel in den bestehenden Studiengängen erfordert eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung, sie ist prinzipiell im Lehrerberuf notwendig, weil er ständig auf Veränderungen im curricularen Achteck reagieren muss.

8. Von den Fremdsprachenlehrerinnen und Fremdsprachenlehrern wird erwartet, dass sie bereit sind, sich selbstständig fort- und weiterzubilden.

9. Die zuständigen Behörden müssen für ein vielfältiges Angebot an Fort- und Weiterbildung Sorge tragen und ermöglichen, das Angebot wahrzunehmen und für den Unterricht zu nutzen.

(Quelle: Goethe Institut “ Nürnberger Empfehlungen zum Frühen Fremdsprachenlernen)

Wetzlar (mab). Die Chancen und Probleme mehrsprachig aufwachsender Kinder standen kürzlich im Mittelpunkt der sechsten Auflage des Wetzlarer Bibliothekentages. Unter dem Motto »In vielen Sprachen zu Hause« hatten Stadtbibliothek und Phantastische Bibliothek zu einer interdisziplinären Tagung eingeladen.
Ihre Zielgruppe: Vertreter kleinerer Büchereien sowie pädagogische Fachkräfte.

»Lern Du erstmal Deutsch!« – oft sind fremdsprachige Kinder mit diesem Satz konfrontiert. Doch wer in seiner Anderssprachigkeit nicht angenommen wird, sondern Geringschätzung oder gar Ablehnung erfährt, wird schon in frühester Kindheit in der Entwicklung entscheidend gebremst. Schlimmstenfalls führt es dazu, dass die Kleinen zwischen zwei Sprachen geraten: Die eigene erleben sie als minderwertig und erlernen sie deshalb nicht voll, die deutsche beherrschen sie aber auch nicht fehlerfrei. Auf solche Risiken machte Oberbürgermeister Wolfram Dette (FDP) in seinem Grußwort aufmerksam und plädierte dafür, dass Kindertagesstätten und Schulen sich in hohem Maße um die Vermittlung der deutschen Sprache bemühen. Ziel müsse es sein, die Chancen der Mehrsprachigkeit zu nutzen und die Risiken zu vermindern. Für ein Begreifen der sprachlichen Diversität als Normalität sprachen sich Bettina Twrsnick von der Phantastischen Bibliothek und Karin Bahlo aus, die die Modulgruppe »Sprache und Literacy« für den hessischen Bildungsplan repräsentierten. Sprache bilde letztlich Kultur ab, spiegele also das Denken wider. Somit seien Menschen mit Migrationserfahrung gegenüber einsprachig aufwachsenden eigentlich klar im Vorteil. Trotzdem komme es immer wieder zu Situationen, in denen Erzieher oder Lehrer hilflos vor einem Kind stünden, das »nicht spricht«. »Wenn ein Kind sein Potential nicht wirklich ausschöpft, ist es nicht sein Fehler. Es ist an seinem Gegenüber, es dort abzuholen, wo es steht«, so Karin Bahlo. Doch das sei nicht einfach, schließlich würden Pädagogen im beruflichen Alltag heute mit einer Vielzahl an Sprachen konfrontiert. Patricia Hahne-Wolter vom SchauHör-Verlag in Köln stellte mehrsprachige Bilderbücher vor, die auf die Problematik eingehen. Erzieherin Martina Ducqué, die in frühkindlicher Sprachförderung und interkultureller Kompetenz ausgebildet ist, berichtete von Projekten und Erfahrungen. Begeisterung löste Soziolinguist und Liedermacher Fredrik Vahle aus, der den rund 80 Teilnehmern mit »Paule Puhmanns Paddelboot« praktische Lieder und Sprachspiele an die Hand gab und sie spontan zum Mitsingen animierte. Workshops rund um das Thema Mehrsprachigkeit halfen, die verschiedenen Ansätze zu vertiefen.

Voraussetzung für die Bildung von Lauten ist das Empfinden und die Beweglichkeit vieler Muskeln und Organe.

Mundmotorische Übungen können ein Kinderspiel sein – spaßbetont, themenorientiert, abwechslungsreich und auch eine Herausforderung für den Erwachsenen.

Vorgestellt und ausprobiert werden geeignete Spielmaterialien, Mundmotorikgeschichten, Spielmöglichkeiten und vieles mehr.

Kindergarten St. Venantius: Lesefest

Sprachförderung bereichert

Wertheim. Für die Kinder des katholischen Kindergarten St. Venantius in Wertheim fand am Freitag ein Lesefest zur Mehrsprachigkeit statt.

Angeregt durch den „Aktionstag  Mehrsprachigkeit“  im Februar und in Zusammenarbeit mit Martina Ducquè vom Kinderhaus Reinhardshof wurde dieses Fest zu einer Bereicherung der Sprachförderung im Kindergarten.

Mit der Unterstützung von Kindergartenmüttern wurden in der Mutter- oder in einer vertrauten Fremdsprache Bilderbücher und Geschichten in verschiedenen Sprachen vorgelesen. Parallel zur Fremdsprache wurde den Kindern der Text in Deutsch übersetzt. Da gab es zum Beispiel das Bilderbuch „Die kleine Raupe Nimmersatt“ in Französisch, oder „Pettersson und Findus“ in Norwegisch. Außerdem wurde in Russisch, Englisch, Türkisch und Spanisch vorgelesen.

….

Erschienen in: Fränkische Nachrichten
10. Mai 2010